Analog zum letzten Tipp wollen wir uns diesmal mit der Verbesserung der Wahrnehmungsfähigkeit beschäftigen, die in unserer Sportart essentiell wichtig ist. Das Wahrnehmen von Rotation, Flugkurve und Gegner hat einen elementaren Einfluss darauf, wie erfolgreich wir sind. Nicht jeder Spieler kann bestimmte Situationen und Veränderungen gut erfassen. Doch die Wahrnehmung ist trainierbar.
Einige Spieler, wie Jan-Ove Waldner oder auch Timo Boll, sind für ihre sehr gute Wahrnehmung bekannt. Doch auch wenn beiden diese Fähigkeit nachgesagt wird, gibt es bezüglich der Beschaffenheit ihrer Begabung Unterschiede. Während Timo Boll für seine sehr guten Augen bekannt ist, gilt Jan-Ove Waldner als Meister der Antizipation. Wenn auch auf verschiedenen Wegen, fällt es beiden leicht, Rotations- und Geschwindigkeitsveränderungen wahrzunehmen. ‚Einfache’ Fehler passieren ihnen selten bis nie.
Während nicht jeder von Geburt an mit Timo Bolls Augen gesegnet ist, kann die Antizipationsfähigkeit von Waldner ein Stück weit trainiert werden.
Nachfolgende Tipps und Übungen können Ihnen dabei helfen.
Die Ballflugkurve genau wahrnehmen
Viele Spieler verlassen sich zu stark auf ihre errungenen Erfahrungswerte und ‚wissen’ bereits, sobald der Ball auf Höhe des Netzes ist, wie sich die weitere Flugkurve entwickeln wird. Das ist natürlich oft von Vorteil, macht es aber schwieriger, auf unvorhersehbare Ereignisse zu reagieren. Tuschiert der Ball das Netz, springt auf eine ‚schlechte’ Stelle auf dem Tisch oder gar auf die Kante, so sind diese Spieler kaum noch in der Lage, die neue Flugkurve richtig wahrzunehmen und den Ball erfolgreich zurückzuspielen.
Besser ist es, den Ball bis auf ca. 20cm, bevor er mit dem Schläger geschlagen wird, zu beobachten. Die veränderte Flugkurve kann so schneller vom Gehirn verarbeitet werden und man bekommt womöglich sogar noch den Kantenball.
Den Ball fokussieren und ‚wissen’, wo der Tisch ist
Des Weiteren schauen manche Spieler immer auf die andere Tischhälfte oder beobachten gar den Gegner. Auf der einen Seite ist es natürlich hilfreich, wenn man genau sieht, was sein Gegenüber macht, auf der anderen Seite könnte man dadurch den Treffpunkt auf dem eigenen Schläger zu sehr vernachlässigen. Sollte man nicht in der Lage sein, den Fokus schnell genug zwischen Gegner und eigenem Treffpunkt zu wechseln, so sollte man sich lieber auf den Treffpunkt konzentrieren.
Wie breit und lang der Tisch ist, wissen wir zudem ohnehin bedingt durch unsere Erfahrungswerte.
Mit spielerischen Übungen die eigene Wahrnehmung verbessern
Mit den nachfolgenden Spielen kann neben der allgemeinen Wahrnehmungsfähigkeit teilweise auch das periphere Sehen geschult werden. Manche Übungen spielt man zu zweit, andere zu dritt oder viert und andere sind fürs Balleimer-Training gedacht.
1. Balleimertraining mit zweifarbigen Bällen
Man nehme: eine Kiste mit orangefarbenen und weißen Bällen, einen Zuspieler mit einem schwarzen und einem roten Belag und los geht der Spaß. Hier sind Ihnen fast keine Grenzen gesetzt. Sie können mit Ihrem Gegenüber abstimmen, was bei orangefarbenen und was bei weißen Bällen zu tun ist. Das Gleiche gilt natürlich für den Schläger mit den beiden Belägen.
Beispiele:
Auf kurzen Unterschnitt: Alle orangefarbenen Bälle werden geflippt und alle weißen kurzgelegt.
Oder
Alle orangefarbenen Bälle werden diagonal und alle weißen parallel gespielt.
Wie bereits erwähnt, sind Ihnen hier kaum Grenzen gesetzt. Einfach ausprobieren!
2. „Bälle aus dem Nichts“
Für diese Übung benötigen Sie drei oder vier Spieler, wobei es mit drei Spielern etwas leichter geht. Spieler 1 und 2 spielen 3-10 Bälle Vorhand-Konter gegen Konter. Später kann man die Übung mit Topspin auf Block etwas erschweren. Spieler 3 steht hinter Spieler 1 (Spieler 4 ggf. hinter Spieler 2). Irgendwann schlägt ein Spieler extra am Ball vorbei. Jetzt muss Spieler 3(4) schnell reagieren und den Ball spielen. Je knapper am Ball vorbeigeschlagen wird, desto schwieriger ist die Übung.
3. Der Fluglotse
Für den ‚Fluglotsen’ werden drei Spieler benötigt. Zwei Spieler spielen hier wieder eine vorgegebene Übung, wie beispielsweise Vorhand-Topspin aus der Mitte und Vorhand auf Block. Der ‚Fluglotse’ steht hinter dem Blockspieler und bekommt wahlweise einen oder zwei Schläger zur Verfügung gestellt. Mit den Schlägern zeigt er dem Topspin-Spieler etwas an, was der Spieler dann laut rufen muss.
Das kann wie folgt aussehen:
„Linker Schläger rot, rechter Schläger rot.“
Oder
„Beide Schläger über dem Kopf und schwarz und rot.“
„Beide Schläger rechts, schwarz.“
Usw.
Auch hier gibt es viele Variationsmöglichkeiten.
So könnten auch Spielkarten hochgehalten werden und der Gegner muss mit Hilfe seines peripheren Sehens die Karten nennen. Noch schwieriger: Der Lotse zeigt mit der rechten und linken Hand verschieden viele Finger in die Höhe, welche addiert oder gar multipliziert werden müssen.
Wie Sie sehen, gibt es viele Möglichkeiten, die Wahrnehmung, die koordinativen Fähigkeiten und das periphere Sehen zu trainieren. Die drei hier dargestellten Wege sollen ein erster Anreiz für Sie sein. Viel Spaß beim Ausprobieren!